Ilonka Happel vom Obstbau Appel Happel

Interview mit Ilonka Happel vom Obsthof Appel Happel

Unsere Kollegin Steffi war auf dem Obsthof Appel Happel zu Besuch. Auf dem Familienbetrieb in Mainz-Marienborn spricht sie mit Ilonka Happel über die Anfänge des Hofes, Schwierigkeiten und wie es ist, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. Außerdem verrät Ilonka ihr Lieblingsapfelrezept.

 

Steffi:
Wie ist der Familienbetrieb entstanden und was hat euch inspiriert, euch auf den Anbau von Obst, vor allem Äpfel, zu spezialisieren?

Ilonka:
Der Familienbetrieb Appel Happel wurde von Stephan und mir 1996 gegründet. Seine Eltern hatten den Betrieb als Nebenerwerb. Wir sind beide Quereinsteiger, ich komme aus der Pädagogik und er hat Elektrotechnik studiert. Ursprünglich wollte Stephan kein Landwirt werden, aber nach seinem Studium fand er keine Stelle. Wir haben uns dann entschieden, den Betrieb im Vollerwerb neu zu gründen. Der Anbau von Äpfeln hat sich aus klimatischen Gründen angeboten. “Appel Happel” ist natürlich auch ein guter Slogan! Happel ist unser Nachname.

Steffi:
War das eine große Herausforderung, als Quereinsteiger Fuß zu fassen?

Ilonka:
Wir haben viele Dinge anders angepackt. Diesen anderen Blickwinkel sehe ich aber auch als Vorteil, da wir uns von herkömmlichen landwirtschaftlichen Betrieben abheben, trotz großer Herausforderungen und höherem Arbeitsaufwand.

Steffi:
Was sind die größten Herausforderungen, mit denen ihr zu kämpfen habt?

Ilonka:
Eine der größten Herausforderungen der letzten 25 Jahre ist der Klimawandel. Die Trockenheit und die Hitzewellen sind ein großes Problem und bringen häufig Unwetter mit sich. Hier oben auf dem Berg bleiben wir zum Glück häufig von Hagel und Gewitter verschont, aber auch vom Regen… Wir haben frühzeitig mit Tröpfchenbewässerung und Regenwasser sammelnden Zisternen angefangen, um überhaupt Obst produzieren zu können. Ohne Bewässerung waren die Ernteausfälle auf Feldern, die nicht bewässert wurden, bei 80 %. Teilweise hatten wir Totalausfälle. Dadurch mussten wir die Äpfel direkt in die Kelterei bringen, da sie nicht lagerfähig waren. Die Wassermenge der Zisternen reicht nicht aus, um die Anlagen ausreichend zu bewässern, sodass wir auf Trinkwasser zurückgreifen müssen. Ohne Trinkwasser hätten wir keine Ernte.

Und in Hitzeperioden können Äpfel Sonnenbrand bekommen, was zu Verbrennungen unter der Schale führt. Um die Äpfel trotzdem nachhaltig zu vermarkten, verarbeiten wir sie weiter.

Bei der Sortenwahl für Neupflanzungen achten wir mittlerweile darauf, Sorten zu wählen, die besser mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommen.

Appel Happel Äpfel am Baum

Steffi:
Ist es schwer, Arbeit und Familie auszubalancieren und voneinander zu trennen? Was hilft euch dabei?

Ilonka:
Als Selbstständiger in der Landwirtschaft ist es schwierig, eine Auszeit zu nehmen. Die Arbeit ist immer präsent. Es hat aber auch Vorteile, als Familie zusammen zu sein.
Erholung ist nur möglich, wenn man vom Hof weg ist. Im Urlaub können wir aber nie komplett abschalten, da die Geschäfte weiterlaufen müssen. Mit jedem Jahr wird aber deutlicher, wie wichtig diese Erholungsphasen sind. Nach der Pause kehren wir motiviert zurück, um wieder durchzustarten.

Steffi:
Ob Comedy-Auftritte, musikalische Darbietungen oder Kindergeburtstage, auf eurem Hof ist immer etwas los. Auf welches Event freut ihr euch 2024 besonders?

Ilonka:
Im September und Oktober freuen wir uns auf die Selbstpflücke und wöchentlichen Apfelfeste. Die Atmosphäre ist fantastisch und wir schätzen den Kontakt mit den Kunden. Viele Stammkunden kommen jedes Jahr zum Apfelpflücken. Unser großes 21. jährliches Apfelfest ist der Höhepunkt. Es ist schön zu sehen, wie Kunden, die schon als Kinder hier waren, jetzt mit ihren eigenen Kindern kommen.

Die Kindergeburtstage finden das ganze Jahr über statt und sind super besucht.

Steffi:
Gibt es Geschichten vom Obstbau, über die ihr heute noch lacht?

Ilonka:
Wir haben keine Top-Geschichte. Im Alltag finden wir immer wieder kleine Gegebenheiten, über die wir schmunzeln können. Wir hatten vor einigen Jahren Nachtpflücken angeboten, da kamen einige Anrufe, ob wir wirklich Nacktpflücken anbieten würden. 2017 sorgte ein Frostschaden für einen Totalausfall der Ernte - die Selbstplfücke konnte nicht stattfinden. Da organisierten wir mit einem befreundeten Hof einen Streichelzoo mit Schafen, Eseln und Gänsen. Diese sechs Wochen waren sehr witzig, aber zeigten uns auch, warum wir uns auf Obst konzentrieren.

Steffi:
Was ist die absolute Lieblingsapfelsorte der Famile?

Ilonka:
Da sind wir alle unterschiedlich. Ich liebe den Ilorosé mit rosa Fruchtfleisch. Stephan ist ein absoluter Topaz-Fan. Alessia und Bella, unsere Töchter, haben ihre eigenen Lieblingssorten - ihre Favoriten sind der Lessy Red und Pink Bella.

Steffi:
Gibt es ein Lieblingsrezept oder eine besondere Verwendungsmöglichkeit, die vielen Äpfel zu genießen?

Ilonka:
Unzählige! In unserer Familie haben wir viele Lieblingsrezepte. Ein absoluter Favorit ist unser versunkener Apfelkuchen, den man auf unserer Instagram-Seite findet.

Äpfel vom Obsthof Appel Happel

Steffi:

Es ist sehr wertvoll, dass ihr “Lernen am Bauernhof” anbietet, insbesondere hier in Stadtnähe.

Ilonka:
Als Pädagogin ist es mein Herzensprojekt, mit Kindern zu arbeiten und sie für Landwirtschaft und Lebensmittel zu sensibilisieren. Seit über 20 Jahren legen wir großen Wert darauf, den Kindern durch Naturerlebnistage diese Werte zu vermitteln. Als offizieller Lernort Bauernhof sind wir seit 10 Jahren dabei. Mir ist es wichtig, den Kindern Naturerfahrungen zu ermöglichen, um sie für Nachhaltigkeit, Lebensmittel und die Natur zu begeistern. Kinder sind unsere Zukunft, weshalb mir dieses Thema besonders am Herzen liegt. Nur so können wir ein Bewusstsein für die Natur schaffen. Es berührt mich immer, wenn ich sehe, wie die Kinder die Natur entdecken.

Den Kindern die Möglichkeit zu bieten, Naturerlebnisse zu machen, auch in Stadtnähe und für Kinder ohne eigenen Garten oder Balkon. Es ist schön zu sehen, wie sie den direkten Bezug zu Lebensmitteln herstellen und schätzen, wenn sie z.B. einen selbst gepflückten Apfel essen und sagen “Boah, ist der lecker!”.

Und es ist wichtig, dass Kinder in einer technisierten Welt auch wieder zu den Wurzeln zurückfinden, die Natur und die Welt spielerisch entdecken.

In den letzten 25 Jahren habe ich beobachtet, dass immer mehr junge Menschen auf Regionalität achten und wissen möchten, woher ihr Essen kommt und wie es produziert wird. Es ist ermutigend zu sehen, dass sie auch unterstützend wirken möchten.

Steffi:
Gibt es noch etwas, worüber du gerne sprechen möchtest, bevor wir zum Abschluss kommen?

Ilonka:
Ich bin glücklich, wie wir unseren Appel Happel-Hof hier in Mainz aufgebaut und etabliert haben. Wir leben unser Motto "Appel Happel - Natur in Mainz erleben. Natürlich, regional, frisch" und es freut mich sehr, dass so viele Menschen zu uns auf den Hof kommen.

Mir liegt die Zukunft sehr am Herzen, Groß und Klein einen verantwortungsvollen und verständnisvollen Umgang mit der Natur, für den Wert von Lebensmitteln und die regionale Landwirtschaft zu ermöglichen. Heutzutage erleben viele Menschen die Natur nicht mehr bewusst. Regionalität und regionales Obst sind wichtige Bestandteile unseres Konzepts. Der direkte Austausch mit Kunden ist uns wichtig, um sie für saisonale Produkte zu sensibilisieren und die Landwirtschaft in unserer Region zu unterstützen.

Die Zusammenarbeit mit euch und euer Motto "Bauer-Power" ist großartig, und wir sind dankbar, dass wir von Anfang an zusammenarbeiten dürfen. Kleine Betriebe haben die Möglichkeit, über euch eigene Waren zu vermarkten. Vielen Dank für eure Unterstützung und die gute Zusammenarbeit seit Anfang an.

Zurück zum Blog
1 von 3